|
September 2014
news ...... news...... news ...... news ...... news
Kosmetika etwas weniger hormonell belastet
(30.9.2014) Seit der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor rund einem Jahr die "Tox-Fox-App" zur Überprüfung von Kosmetika auf hormonell wirksame Chemikalien herausbrachte, sank bei den meisten Herstellern der Anteil belasteter Produkte. Enthielten 2013 noch 30 Prozent der Kosmetika diese Chemikalien, sind es derzeit noch 27 Prozent.
Ausreißer sind die Firmen Procter & Gamble sowie Henkel. Bei Procter & Gamble (Hersteller z.B. von Wella, Gilette u.a.) erhöhte sich der Anteil von 46 auf jetzt 48 Prozent. Henkel (z.B. Schwarzkopf, Aok, Fa) schnitt ebenfalls schlechter ab. Bei dieser Firma stieg die Zahl der belasteten Produkte von 30 Prozent in 2013 auf jetzt 33 Prozent.
Die "Tox-Fox-App" gibt Auskunft über mehr als 80.000 Körperpflegeprodukte. Mehr als zehn Millionen Produkt-Checks wurden inzwischen mit dem "Tox-Fox" durchgeführt.
Ab jetzt gibt es die kostenlose App auch als Android-Version. Mit der App kann man nicht nur über Einscannen des Barcodes belastete Produkte erkennen, sondern auch Protest-E-Mails an die Hersteller versenden. Davon machten rund 85.000 Nutzerinnen und Nutzer Gebrauch. Außerdem wurden rund 20.000 Produkte in die Datenbank neu eingetragen.
"Bei den neu eingetragenen Kosmetikprodukten ist nur noch ein Fünftel mit hormonell wirksamen Stoffen belastet. Das ist weiterhin zu viel, aber der Trend geht nach unten", sagte Ulrike Kallee, Chemikalien-Expertin des BUND. "Viele Produkte kommen mittlerweile ohne hormonell wirksame Chemikalien aus. Das ist klar eine Folge des Verbraucherprotestes", so Kallee.
Vor allem Parabene seien in vielen Körperpflegeprodukten wie Cremes, Shampoos, Rasierschaum oder Lippenstiften enthalten, bei deren Anwendung sie in den Körper gelangten. Besonders gefährdet seien Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Kinder in der Pubertät.
"Ein Duschgel macht noch nicht krank. Aber die meisten Menschen nutzen jeden Tag viele verschiedene Kosmetika, deren Inhaltsstoffe als Chemikaliencocktail im Körper wirken können. Hersteller sollten daher auf Parabene in ihren Produkten verzichten", forderte Kallee.
Hormonell wirksame Chemikalien ähneln körpereigenen Hormonen und können wichtige Entwicklungsprozesse stören. Zum Beispiel können sie dazu führen, dass sich bei Männern die Spermienqualität und -anzahl vermindert. Einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge betrifft dies in Europa bereits bis zu 40 Prozent der jungen Männer.
Quelle: BUND 30.9.2014; "Tox-Fox-App" unter:
www.bund.net/toxfox;
aktuelle "Tox-Fox"-Auswertung unter:
www.bund.net/pdf/foxfacts;
Liste der "Tox Ten" (der zehn am meisten gescannten und mit Parabenen belasteten Produkte) und weitere Informationen zu unseren aktuellen Auswertungen unter:
www.bund.net/toxten.
Belgische VOC-Verordnung veröffentlicht
(25.9.2014) Am 01.01.2015 wird in Belgien der königliche Erlass zur Festlegung der Grenzwerte für Emissionen aus Bauprodukten rechtswirksam. Am 18.08.2014 wurde der königliche Erlass zur Festlegung der Grenzwerte für die Emissionen in den Innenraum von Bodenbelägen, Bodenbelagsklebstoffen und Oberflächenbeschichtungen für hölzerne Bodenbeläge veröffentlicht. Er wird ab dem 1. Januar 2015 rechtswirksam für in Belgien neu in Verkehr gebrachte Produkte.
Eine Übergangsphase erlaubt einen Weiterverkauf von vor dem 1. September 2014 in den Verkehr gebrachten Produkten bis zum 1. September 2015. Das Inverkehrbringen von Produkten, für die kein der Verordnung entsprechendes Produktemissionsgutachten vorgelegt werden kann, ist dann ab den genannten Zeitpunkten verboten. Verantwortlich für die geforderten Produktemissionsgutachten und die Einhaltung der Grenzwerte werden die Hersteller sein. Zulassungen von offizieller Stelle sind nicht notwendig, ein offizielles Label gibt es nicht. Nach den Anforderungen in Deutschland und Frankreich ist dies die dritte gesetzliche Vorgabe für VOC-Emissionen aus Bauprodukten in Europa. Die Grundlage der belgischen Verordnung ist die Europäische Bauproduktenverordnung (EU-CPR 305:2011).
Laborprüfungen sollen nach der neuen sogenannten horizontalen europäischen Emissionsprüfnorm CEN TS 16516 erfolgen. Die Bewertung der Emissionsmessungen nach 28 Tagen ist für Belgien umfangreicher als für die französische VOC-Verordnung. Kammerprüfungen für die Zulassung beim DIBt nach AgBB-Standard können für die Bewertung aber herangezogen werden. Ein Unterschied besteht beispielsweise in einer strengen Bewertung aller KMR-Stoffe der Klasse 1A und 1B (Kanzerogen, Mutagen, Reprotoxisch). Der Formaldehydgrenzwert liegt in Belgien mit 100 µg/m3ebenfalls etwas niedriger als der gesetzliche Grenzwert in Deutschland. Zusätzlich gibt es Bewertungen für den TVOC, SVOC, R-Wert und Einzelstoffbewertungen für Toluol und Acetaldehyd. Die Emissionsmessungen müssen von einem ISO 17025 akkreditierten Prüflabor durchgeführt werden.
"Hersteller, die für ihre Produkte bereits die Zulassungsprüfung für das DIBt absolviert haben, oder die freiwillige, adäquate Prüfzeichen wie den Blauen Engel oder das natureplus-Gütesiegel tragen, können diese Prüfergebnisse zum Nachweis der Anforderungen der neuen Verordnung heranziehen. Bei neuen natureplus-Prüfungen kann die Auswertung für Belgien ohne zusätzliche Labortests erfolgen", erklärt Thomas Schmitz-Günther, Geschäftsführer von natureplus in Neckargemünd bei Heidelberg. Ausgenommen von der Verordnung sind Bodenbelagsprodukte, die zu 100% aus Naturstein, keramischem Material, Glas oder Stahl sind. Von dieser Verordnung vorerst nicht betroffen sind Bauprodukte wie Putze, Farben, Lacke etc.
Quelle: Pressemitteilung 25.9.2014, UL-eco-Institut, Natureplus e.V.;
Weitere Informationen unter:
www.eco-institut.de/dienstleistungen/internationales-labelling/belgische-voc-verordnung/.
Parkinson: Weltweit größte Meta-Analyse identifiziert neue Risikofaktoren
(25.9.2014) Tübinger Neurowissenschaftler haben gemeinsam mit internationalen Kollegen sechs bisher unbekannte genetische Risikofaktoren für die Parkinson- Erkrankung identifiziert. Die Basis der weltweit größten Meta-Analyse bildeten sieben Millionen genetische Variationen auf dem gesamten menschlichen Chromosomensatz.
Dafür untersuchten die Forscher DNA-Proben von 19.061 Parkinson-Patienten und 100.833 gesunden Personen europäischer Abstammung. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Risiko, an Parkinson zu erkranken, bei Vorhandensein mehrerer ungünstiger Genvarianten bis auf ein Dreifaches erhöhen kann. Die Identifizierung dieser Genvarianten gewährt einen besseren Einblick in die molekulare Entstehung der Krankheit und könnte zur Entwicklung neuer Therapiestrategien führen.
Insgesamt konnten die Tübinger Forscher um Professor Thomas Gasser vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) der Universität Tübingen und dem Tübinger Standort des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) 28 Risikofaktoren in 24 verschiedenen Genen identifizieren. Darunter waren auch die sechs neuen Risikogene. Eine der neu entdeckten Varianten hat, so die Annahme, Einfluss auf die Produktion wichtiger Botenstoffe im Gehirn, wie beispielsweise Dopamin. Bei Parkinson führt das Absterben der Dopamin produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra im Mittelhirn zu den charakteristischen Bewegungsstörungen. Von den neuen Erkenntnissen profitieren nicht nur die Autoren der Studie. Die gewonnenen Daten sind auch für alle anderen Forscher in einer Datenbank (dbGAP) zugänglich.
In einer weiteren Analyse haben die Neurowissenschaftler ein individuelles Risikoprofil für jeden Probanden erstellt. "Obwohl die Wirkung jedes einzelnen Gens gering war, zeigte unsere Risikoprofil-Analyse, dass ein wesentliches kumulatives Risiko besteht", berichtet Claudia Schulte vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) der Universität Tübingen und dem Tübinger Standort des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Das heißt, dass für Personen, die die höchste Anzahl an Risikofaktoren haben, ein bis zu dreifach höheres Erkrankungsrisiko bestehen kann. Ein einzelnes Risikogen reicht jedoch nicht aus, um die Erkrankung definitiv vorherzusagen, so Schulte. Weitere Faktoren wie Umwelteinflüsse (Pestizide oder Schwermetalle) sowie familiär vererbte Mutationen müssen hierfür berücksichtigt und noch weiter erforscht werden.
Darüber hinaus untersuchen die Tübinger derzeit, ob die spezifische Zusammensetzung der entdeckten genetischen Risikofaktoren bei Parkinson- Patienten auch Auswirkungen auf den spezifischen Krankheitsverlauf hat. "Gelingt es uns, diese Zusammenhänge zu klären, kommen wir damit einer individuellen personalisierten Parkinson-Therapie ein Stück näher", hofft Schulte.
Quelle: Pressemitteilung 25.9.2014, Hertie-Institut für klinische Hirnforschung;
Publikation: Nalls, MA., Pankratz, N., Lill, CM. Et al. (2014): Large-scale meta-analysis of genome-wide association data identifies six new risk loci for Parkinsons disease, Nature Genetics, doi:10.1038/ng.3043,
www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/full/ng.3043.html,
Faktenblatt Parkinson unter:
www.hih-tuebingen.de/parkinson-dossier/faktenblatt-parkinson/,
Datenbank dbGaP unter:
www.ncbi.nlm.nih.gov/gap.
Alzheimer: Zusammenhang zwischen Immunabwehr und Gedächtnisleistung
(25.9.2014) In Deutschland sind rund 1,2 Millionen Menschen an Demenz erkrankt - die häufigste Form davon ist Alzheimer. Hierbei spielen Eiweißablagerungen an den Nerven, die Plaques, eine wichtige Rolle. Dass auch Mikrogliazellen am Krankheitsverlauf beteiligt sind, konnten nun Homburger Mediziner nachweisen.
Die im Hirn ansässigen Zellen des Immunsystems interagieren mit den Plaques und lösen Entzündungen aus. Die Forscher haben bei den Zellen ein Protein der Immunabwehr gehemmt. Das Ergebnis: Die Entzündungen und die Anzahl der Plaques gingen zurück. Zudem verbesserte sich die Gedächtnisleistung. Die Erkenntnisse können helfen, Therapien zu entwickeln, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen.
Dass sich bei Alzheimer Eiweiße um die Nervenzellen herum ablagern, wusste auch schon Alois Alzheimer, als er vor über 100 Jahren die nach ihm benannte Form der Demenzerkrankung erstmals beschrieb. Diese Eiweiße bestehen aus Amyloid-Peptid, das von den Nervenzellen gebildet und freigesetzt wird. Es lagert sich in großen Mengen in Form der Alzheimer Plaques an den Nerven ab. Um diese herum sammeln sich wiederum Mikrogliazellen in großer Anzahl an. "Diese Zellen sind die weißen Blutkörperchen des Gehirns. Sie schützen uns normalerweise vor Infektionen oder Schädigungen des Gewebes. Dabei bilden sie giftige Substanzen, welche beispielsweise dazu dienen, Erreger auszuschalten", erklärt Dr. Alex Liu von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes. "Bei Alzheimer lösen sie Entzündungsprozesse aus." Der Mediziner und seine Homburger Kollegen erforschen die Rolle der Mikroglia bei Alzheimer. In einer aktuellen Studie haben sie nun nachgewiesen, dass die Zellen aktiv am Verlauf der Erkrankung beteiligt sind.
Zusammen mit Wissenschaftlern aus Köln und Ungarn haben sie gezeigt, dass die Mikroglia mit den Plaques interagieren. "Erst durch diesen Kontakt werden die Mikroglia aktiviert", sagt Liu. Das Team um Liu hat untersucht, was passiert, wenn es in den Mikroglia von sogenannten Alzheimer-Mäusen gezielt die Funktion eines für die Immunabwehr wichtigen Proteins - das IKKß-Molekül - hemmt. Bei diesen Alzheimer-Mäusen ist das Erbgut derart verändert, dass sich, wie beim Menschen, Plaques an den Nerven ablagern. Zusätzlich haben die Wissenschaftler in Versuchen mit diesen Mäusen das Gen ausgeschaltet, das für das IKKß-Molekül codiert.
Liu und seine Kollegen haben beobachtet, dass sowohl die Entzündungsprozesse als auch die Eiweißablagerungen deutlich zurückgegangen sind. Dies hat auch Folgen für die kognitiven Fähigkeiten, wie die Forscher herausgefunden haben: "Insgesamt hat sich die Gedächtnisleistung der Mäuse deutlich verbessert." Die Mäuse mussten im sogenannten Barnes Labyrinth einen Parcours absolvieren. Diese Trainingsmethode wird eingesetzt, um das räumliche Vorstellungsvermögen und das Gedächtnis von Versuchstieren zu überprüfen. Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Mäuse, bei denen das Protein ausgeschaltet war, die Strecke deutlich schneller absolviert haben als die Tiere, bei denen es noch intakt war.
"Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Mikroglia eine erhebliche Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf der Alzheimer-Krankheit übernehmen", sagt Liu. Die in der Studie gewonnenen Erkenntnisse können dazu beitragen, neue Therapien zu entwickeln, um zum Beispiel das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
Quelle: Pressemitteilung 25.9.2014, Universität des Saarlandes;
Studie: Liu, Y., Liu, X. Decker, Y. et al. (2014): IKK_ Deficiency in Myeloid Cells Ameliorates Alzheimers Disease-Related Symptoms and Pathology. Journal of Neuroscience 34(39): 12982-12999; doi: 10.1523/JNEUROSCI.1348-14.2014,
www.jneurosci.org/content/34/39/12982.short?sid=
6e3df03a-d0c9-418b-840d-d1a20d394f24:
Umweltbundesamt: Richtwerte für 1-Methyl-2-pyrrolidon in der Innenraumluft
(24.9.2014) Zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung hat die Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte der Kommission Innenraumlufthygiene des Umweltbundesamtes (UBA) und der Obersten Landesgesundheitsbehörden Richtwerte für 1-Methyl-2-pyrrolidon in der Innenraumluft festgelegt.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) findet 1-Methyl-2-pyrrolidon hauptsächlich Anwendung als Lösungsmittel in Beschichtungen, Reinigungsmitteln, für die Herstellung elektronischer Geräte sowie auch in der Halbleiterindustrie, bei der petrochemischen Verarbeitung, in Arzneimitteln und in Agrochemikalien. Da er als fortpflanzungsgefährdend eingestuft ist, wird er auf der Kandidatenliste der besonders besorgniserregenden Stoffe für die Zulassung geführt.
Zusammenfassung der Mitteilung des UBA:
Für eine gesundheitliche Bewertung von 1-Methyl-2-pyrrolidon in der Luft liegen keine hinreichend aussagekräftigen Humanstudien vor. In einer gut dokumentierten chronischen Inhalationsstudie an Ratten wurde eine signifikante Beeinträchtigung der Gewichtszunahme bei 400 mg/m3 beobachtet. Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe geht von dieser nachteiligen Wirkungskonzentration als Ausgangspunkt für die Ableitung des Richtwertes II aus. Mit einem Faktor von 5,6 zur Umrechnung auf eine kontinuierliche Exposition, einem Interspeziesfaktor für Toxikodynamik von 2,5, einem Faktor von 10 zur Berücksichtigung individueller Unterschiede und einem Faktor 2 zum Schutz besonders empfindlicher Gruppen ergibt sich ein gerundeter Richtwert II (Gefahrenwert) von 1 mg 1-Methyl-2-pyrrolidon/m3 Innenraumluft. Der Richtwert I (Vorsorgewert) wird ausgehend von einer NOAEC von 40 mg/m3 aus derselben Studie abgeleitet. Unter Anwendung derselben Extrapolationsfaktoren ergibt sich ein Richtwert I von 0,1 mg 1-Methyl-2-pyrrolidon/m3 Innenraumluft.
Quellen: Bekanntmachung des UBA: Richtwerte für 1-Methyl-2-pyrrolidon in der Innenraumluft, Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 57(10): 1232-1241; BAuA:
www.reach-clp-biozid-helpdesk.de/de/REACH/Kandidatenliste/Listen/1-Methyl-2-pyrrolidon/1-Methyl-2-pyrrolidon.html.
Zielgenau gegen Autoimmunkrankheiten und chronische Entzündungen
(24.9.2014) Multiple Sklerose, Diabetes Typ I und Lupus haben eines gemeinsam: Es handelt sich um Autoimmunerkrankungen, bei denen die Abwehrzellen nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden können und körpereigenes Gewebe angreifen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Immunoproteasom, das dem Abwehrsystem Informationen über die Vorgänge in der Zelle liefert. Chemiker der Technischen Universität München (TUM) haben nun einen Weg entdeckt, dessen Funktion mithilfe eines neuartigen Mechanismus zu hemmen und legen damit die Grundlage für die mögliche Optimierung bestehender Wirkstoffe.
Das Immunsystem fungiert als Polizei des Körpers und schützt uns vor Eindringlingen wie Bakterien und Viren. Um zu erfahren, was in der Zelle vor sich geht, benötigt es aber Informationen über den Fremdkörper. Diese Aufgabe übernimmt das sogenannte Immunoproteasom. Es handelt sich dabei um einen zylinderförmigen Proteinkomplex, der Eiweißstrukturen des Eindringlings in Bruchstücke zerlegt und diese dem Abwehrsystem zur Verfügung stellt.
Bei Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Diabetes Typ I und Multipler Sklerose oder schweren Entzündungen ist oftmals eine deutlich erhöhte Konzentration des Immunoproteasoms in der Zelle messbar, erklärt Professor Michael Groll vom Lehrstuhl für Biochemie der TUM. Eine Inaktivierung dieser Abbaumaschinerie unterdrückt die Neubildung von Immunbotenstoffen, was wiederum eine übermäßige Immunreaktion verhindert.
Feine, aber wesentliche Unterschiede
Bereits seit Längerem sind Wissenschaftler auf der Suche nach neuen Wirkstoffen, die das Immunoproteasom gezielt hemmen, ohne das ebenfalls in der Zelle vorkommende, sogenannte konstitutive Proteasom zu beeinträchtigen. Dieses baut gezielt fehlerhafte oder nicht mehr benötigte Eiweiße ab und übernimmt damit das zelluläre Recycling. Werden sowohl das konstitutive Proteasom als auch das Immunoproteasom gehemmt, führt dies zum Tod der Zelle.
Eine Voraussetzung für das Design eines spezifischen Wirkstoffs schuf die Forschergruppe um Groll Anfang 2012: Sie entschlüsselte die Kristallstruktur des Immunoproteasoms. So war es möglich, die feinen, aber wesentlichen Unterschiede zwischen den nahezu identisch aufgebauten Strukturen zu erkennen.
Besonderer Wirkmechanismus
Der potenzielle Wirkstoff, den die Wissenschaftler nun entwickelten, basiert auf dem Epoxyketon ONX 0914, einem Immunoproteasom-Hemmer, der bereits klinisch getestet wurde. Die Forscher ersetzten das Epoxyketon durch eine Sulfonylfluorid-Gruppe und veränderten deren Positionierung am Inhibitor. Als Ergebnis erhielten sie eine neue Verbindung, die speziell das Immunoproteasom hemmt und auf das konstitutive Proteasom kaum Einfluss hat.
Die Besonderheit des entdeckten Mechanismus erklärt Erstautor Christian Dubiella: "Normalerweise verstopfen Inhibitoren das aktive Zentrum des Enzyms und legen somit dessen Funktion lahm. Die von uns synthetisierte Substanz jedoch bindet an ihr Ziel, veranlasst das aktive Zentrum, sich selbst zu zerstören, und spaltet sich nach verrichteter Arbeit wieder ab." Vor allem Einblicke in den atomaren Mechanismus, welcher mittels Röntgenstrukturanalyse aufgeklärt wurde, ermöglicht die maßgeschneiderte Entwicklung von neuen Immunoproteasom-Inhibitoren. Damit könnte der Weg für eine zukünftige Generation an Wirkstoffen offen stehen.
Die Forschung wurde in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen um Prof. Stephan Sieber vom Lehrstuhl für Organische Chemie II, Prof. Achim Krüger vom Institut für Experimentelle Onkologie und Therapieforschung der TUM sowie Prof. Robert Liskamp von der Universität Glasgow durchgeführt. Die Arbeiten wurden mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (SFB 1035/A2 & DFG GR 1861/10-1) sowie des Exzellenzclusters Center for Integrated Protein Science Munich (CIPSM) gefördert. Die röntgenkristallographischen Messungen wurden an der PXI-Beamline des Paul Scherrer Instituts in Villigen (Schweiz) durchgeführt.
Quelle: Pressemitteilung 24.9.2014, Technische Universität München;
Publikation: Dubiella, C., Cui, H., Gersch, M. et al. (2014): Selective Inhibition of the Immunoproteasome by Ligand-Induced Crosslinking of the Active Site, Angewandte Chemie, Early view, 22.9.14, DOI: 10.1002/ange.201406964,
onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ange.201406964/abstract.
New Yorker Klimagipfel startet neue Initiativen zum Schutz der Wälder
(23.9.2014) Auf dem UN-Sondergipfel zum Klimaschutz wurden zahlreiche Initiativen zum Schutz der tropischen Wälder vorgestellt. Die New York Declaration on Forests, die am 23. 9. verkündet wurde, zielt auf einen Stopp der Entwaldung bis 2030 sowie den Aufbau entwaldungsfreier Lieferketten. Am Rande des Gipfels schloss Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zusammen mit Norwegen eine neue Partnerschaft zum Waldschutz mit Peru.
Hendricks: "Der Schutz der Wälder ist eines der wirksamsten Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Dabei kommt es darauf an, auch die Ursachen der Entwaldung anzugehen. Die 'New York Declaration on Forests', die wir heute verabschieden, gibt Anlass zur Hoffnung. Denn hier versammelt sich ein bislang beispielloser Zusammenschluss von über 150 Regierungen, Unternehmen, Zivilgesellschaft und indigenen Gruppen für den Schutz der Wälder'
Jedes Jahr verschwinden 13 Millionen Hektar Wald - rund die Hälfte davon für die Herstellung von Produkten wie Soja, Palmöl, Papier oder Fleisch.Die "New York Declaration" zielt auf einen Stopp der Entwaldung in Entwicklungsländern bis 2030 sowie auf den Aufbau von Lieferketten, die ohne Entwaldung auskommen. Initiiert wurde die Erklärung von Deutschland, Großbritannien und Norwegen, den drei größten Gebern für Waldschutz als Beitrag zum Klimaschutz in Entwicklungsländern.
Die Bundesregierung unterstützt die Umsetzung der "New York Declaration" mit einer neuen Finanzierungszusage zum Schutz der tropischen Wälder. So erklärte Deutschland sich bereit, künftig gemeinsam mit Großbritannien und Norwegen Waldschutz-Programme in bis zu 20 Entwicklungsländern zu finanzieren, wenn mit diesen Programmen nachweisbare vermiedene Entwaldung und Emissionsminderungen einhergehen. Die Entwicklungsländer sollen so ermutigt werden, die gesetzlichen und technischen Voraussetzungen zum Schutz ihrer Wälder zu schaffen.
Am Rande des Klimagipfels begründete Deutschland bereits zusammen mit Norwegen eine neue Waldschutz-Partnerschaft mit Peru. Hendricks unterzeichnete eine entsprechende Absichtserklärung mit dem peruanischen Staatspräsidenten Ollanta Humala und der norwegischen Ministerpräsidentin Erna Solberg. Darin erklärte Peru sich bereit, seine CO2-Emissionen aus Entwaldung schnell und entschieden zu reduzieren. Bis 2021 soll Perus Landnutzung und Forstwirtschaft klimaneutral sein. Zudem sollen die Rechte der indigenen Waldbewohner deutlich ausgeweitet werden.
Peru verfügt mit seinem tropischen Wald über einen der größten Kohlenstoffspeicher der Welt. Hendricks sprach von einem "einzigartigen Ökosystem von globaler Bedeutung", das es zu erhalten gelte. Deutschland unterstützt den Waldschutz in Peru mit Mitteln des BMUB und des BMZ bereits in zweistelliger Millionenhöhe und wird diese Hilfe fortführen. Je nach den Fortschritten in Peru wird die Bundesregierung ihr Engagement weiter aufstocken.
Quelle: Pressemitteilung 23.9.2014, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit,
www.bmub.bund.de;
New York Declaration unter:
bit.ly/1DqB2xt,
Gemeinsame Gebererklärung mit Großbritannien und Norwegen sowie die gemeinsame Pressemitteilung und der Text der Absichtserklärung sowie die gemeinsame Pressemitteilung mit Peru und Norwegen unter:
www.bmub.bund.de/N51138.
Ban-Ki-Moon-Klimagipfel endet mit klarem Handlungsauftrag
(23.9.2014) Für Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), endet der Ban-Ki-Moon-Klimagipfel mit einer deutlichen Handlungsaufforderung. "Die Staatengemeinschaft muss aus fossilen Energiequellen aussteigen. Die Europäische Union hat schon im Oktober die Chance, ein anspruchsvolles Klimaschutzpaket zu verabschieden. Entscheidende Schritte sind der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz. Die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten ist ein anspruchsvolles Ziel. Es liegt noch in weiter Ferne", sagte Weiger.
Wichtige Hebel, um das Weltklima im Gleichgewicht zu halten, seien der Ausstieg aus Braunkohle, Steinkohle, Öl und Gas und der Umstieg auf regenerative Energien. "Deutschland ist beim Umstieg auf erneuerbare Energien Vorreiter, jetzt müssen wir Vorreiter beim Ausstieg aus fossilen Energiequellen werden", forderte der BUND-Vorsitzende.
Weiger forderte die Bundesregierung auf, die Laufzeit von Braunkohlekraftwerken per Gesetz zu begrenzen. Nur so lasse sich das nationale Klimaschutzziel von minus 40 Prozent Kohlendioxid bis 2020 überhaupt noch erreichen. Erforderlich sei ein Gesetz, das zunächst die Laufzeit der ältesten und ineffizientesten Braunkohlemeiler auf je 35 Jahre einschränke.
"Deutschland kann und muss die Energiewende konsequent weiterführen. Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass die europaweite Verringerung der CO2-Emissionen bis 2030 um mehr als 40 Prozent gelingt. Eine erfolgreiche Klima- und Energiepolitik duldet keinen Aufschub, das muss die Bundesregierung auch der Wirtschaft klarmachen", sagte der BUND-Vorsitzende.
Viel hänge davon ab, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel in der internationalen Klimapolitik wieder eine Rolle spielen wolle, sagte Weiger. Möglichkeiten dazu existierten nicht nur auf EU-Ebene. Die deutsche G7-Präsidentschaft biete ebenfalls Chancen dafür. "2007 hat Merkel beim G8-Gipfel in Heiligendamm die Staatschefs der weltweit acht größten Industriestaaten von der Notwendigkeit globaler Klimaschutzmaßnahmen überzeugt. Beim G7-Gipfel im kommenden Jahr muss Merkel die Bereitschaft der Staatschefs für ein neues globales Klimaschutzabkommen erreichen", forderte der BUND-Vorsitzende.
Quelle: Pressemitteilung 23.9.2014, BUND,
www.bund.net.
Internationale Referenzwerte für die kindliche Gesundheit veröffentlicht
(23.9.2014) Ob für Blutdruck, Cholesterin oder Blutzucker: Referenzwerte sind wichtige Orientierungspunkte in der ärztlichen Praxis, denn sie können auf bestimmte Risiken und Krankheiten hinweisen, zum Beispiel auf Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes. Für Erwachsene liegen solche Vergleichswerte umfangreich vor und gehören standardmäßig zur medizinischen Untersuchung nicht aber bei Kindern. Diese Lücke will der Sonderband der international renommierten Fachzeitschrift "International Journal of Obesity" (IJO-Supplement) schließen, der jetzt erscheinen wird. Die dort veröffentlichten medizinischen Referenzwerte für Kinder leiten sich von Daten des EU-Projekts IDEFICS ab.
Ob für Blutdruck, Cholesterin oder Blutzucker: Referenzwerte, die auf Risiken und Krankheiten hinweisen, liegen für Erwachsene umfangreich vor. Für Kinder fehlten bislang jedoch viele solcher Vergleichswerte. Diese Lücke will der neue Sonderband der Fachzeitschrift "International Journal of Obesity" zu medizinischen Referenzwerten bei Kindern schließen. Die Werte leiten sich von Daten des EU-Projekts IDEFICS ab, der bislang größten Studie zur Erforschung von lebensstil- und ernährungsbedingten Erkrankungen bei Kindern, die das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS gemeinsam mit der Universität Bremen koordinierte.
Referenzwerte sind wichtige Orientierungspunkte in der ärztlichen Praxis.
Sie werden bei Erwachsenen standardmäßig genutzt, um Untersuchungsergebnisse zu beurteilen und therapeutische Entscheidungen zu treffen. Bei Kindern ist dies eher die Ausnahme: Außer den klassischen anthropometrischen Referenzwerten wie für Kopfumfang, Körpergewicht und -größe sowie Body-Mass-Index (BMI) fehlen Kinderärztinnen und -ärzten bislang insbesondere klinische Vergleichswerte, anhand derer sie beispielsweise das Risiko für spätere Herz-Kreislauferkrankungen beurteilen oder Frühstadien von Diabetes erkennen können. Ohne dieses Wissen ist eine frühzeitige und gezielte Intervention zur Vermeidung von dauerhaften Schäden bei Kindern mit erhöhtem Erkrankungsrisiko nicht möglich.
Referenzwerte für Kinder und Jugendliche zu bestimmen, ist komplexer als für Erwachsene, da entwicklungsbedingte Veränderungen berücksichtigt werden müssen. Ein verlässliches Referenzsystem kann nur entstehen, wenn eine große gesunde Population vorhanden ist, bei der die gesundheitsrelevanten Werte mit standardisierten und qualitätsgesicherten Verfahren für jede Altersgruppe bestimmt werden. Die IDEFICS-Studie, in der gesundheitsrelevante Werte bei mehr als 18.000 zwei- bis elfjährigen Kindern gemessen wurden, hat hierfür die ideale Datengrundlage geboten.
Mit der Veröffentlichung im neuen Sonderband der international renommierten Fachzeitschrift "International Journal of Obesity" (IJO- Supplement), gefördert von der VolkswagenStiftung, stehen die Referenzwerte wichtiger medizinischer Parameter für Kinder nun auch der kinderärztlichen Praxis zur Verfügung.
Im IJO-Supplement sind unter anderem Referenzwerte zu anthropometrischen Größen wie Hautfaltendicke, Nacken- und Hüftumfang, zu Insulin und Glucose, zu Blutlipiden, Cholesterin, Knochensteifigkeit und zum Blutdruck für die Altersstufen von zwei bis elf Jahren aufgeführt. Bei den Referenzwerten für die Knochensteifigkeit und den Blutdruck wird neben dem Alter und dem Geschlecht auch die Größe des Kindes berücksichtigt. Insbesondere für die Identifizierung von Stoffwechselstörungen bieten diese Referenzwerte eine hervorragende Grundlage.
Professor Wolfgang Ahrens, Koordinator der IDEFICS-Studie und Leiter der Abteilung "Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung" am BIPS, erklärt: "Wir freuen uns, die ärztliche Diagnostik und Behandlung von Kindern mit den neu berechneten Referenzwerten zu verbessern. Besonders ist hierbei: Die Referenzwerte sind nicht nur für Deutschland, sondern auch für ganz Europa und darüber hinaus relevant, da wir bei der Berechnung auf Daten der IDEFICS-Studie aus acht europäischen Ländern zurückgreifen konnten."
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS,
www.bips-institut.de;
Website zur IDEFICS-Studie:
www.ideficsstudy.eu
Publikation: Obesity determinants and reference standards for health parameters in pre- adolescent European children: Results from the IDEFICS study. Int J Obes; Vol 38 (Issue S2), September 2014,
www.nature.com/ijo/journal/v38/n2s/index.html.
Langzeitschäden durch "harmloses" Virus: Studie belegt Folgen von HCMV-Infektionen
(19.9.2014) Das weit verbreitete Humane Cytomegalievirus (HCMV) begünstigt das Entstehen von Arteriosklerose und kann langfristig Herz- und Kreislauferkrankungen verursachen. Forscher zeigen in einer neuen Studie, auf welchem molekularen Weg die Infektion zu chronischen Erkrankungen des Gefäßsystems beiträgt.
Verbreitet, aber nicht harmlos: Etwa die Hälfte der Deutschen hatte mindestens einmal Kontakt mit dem Humanen Cytomegalievirus (HCMV); die Infektion bleibt meist unbemerkt. Nur selten führt das Virus zu schweren Infektionen. Langfristig kann das vermeintlich harmlose Virus allerdings Herz- und Kreislauferkrankungen verursachen, was Forscher des Exzellenzclusters Cells in Motion (CiM) an der Universität Münster - mit Kollegen aus Ulm und Maastricht - näher untersuchten. Die Forschungsergebnisse hat nun das Fachjournal "Cardiovascular Research" veröffentlicht.
"Das gesamte Herz-Kreislauf-System des Menschen ist mit Endothelzellen ausgekleidet", erläutert der Kardiologe und CiM-Forscher Prof. Johannes Waltenberger, einer der Hauptautoren des Artikels: "Diese Zellschicht hat viele wichtige Funktionen, unter anderem für den Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe, die Blutdruckregulation und das Immunsystem. Wir haben herausgefunden, dass HCMV einen wichtigen Signalweg blockiert." Der sogenannte Vaskuläre Endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF), der die Vitalität und Regenerationsfähigkeit des Endothels erhält, wird so funktionell außer Kraft gesetzt. Die Folge: Das Endothel kann nicht mehr ausreichend regenerieren, die Kommunikation der Zellen untereinander wird unterbrochen.
HCMV begünstigt dadurch das Entstehen der Arteriosklerose (Arterienverkalkung), die langfristig zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen kann. "Die neuen Erkenntnisse erklären auf molekularer Basis, wie schleichende Virusinfektionen zum Zellschaden und somit letztlich zu chronischen Erkrankungen des Gefäßsystems beitragen", fasst Waltenberger zusammen.
Quelle: Pressemitteilung 19.9.2014, Westfälische Wilhelmsuniversität Münster;
Publikation: Reinhardt, B., Godfrey, R., Fellbrich, G. et al. (2014): Human cytomegalovirus infection impairs endothelial cell chemotaxis by disturbing VEGF signaling and actin- polymerization. In: Cardiovascular Research, 16.September, Doi: 10.1093/cvr/cvu204,
cardiovascres.oxfordjournals.org/content/early/2014/09/16/cvr.cvu204.
Amerikaner immer dicker: Frauen stärker betroffen als Männer - BMI-Kriterien nicht verändert
(17.9.2014) Die Taillen der US-Amerikaner werden immer breiter - und dass, obwohl die Fettleibigkeit zum Stehen gekommen zu sein scheint. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Zwischen 1999 und 2012 hat der Taillenumfang der US-Bürger laut dem Team um Earl Ford um rund 2,5 Zentimeter zugenommen. Im gleichen Zeitraum haben sich jedoch die Daten zur Fettleibigkeit, wie sie durch den BMI definiert wird, nur wenig verändert.
32.000 Frauen und Männer im Blick
Faktoren wie Schlafmangel sollen laut den in JAMA veröffentlichten Ergebnissen für diese Entwicklung verantwortlich sein. Die Wissenschaftler analysierten nationale Daten zu Ernährung und Gesundheit für den Zeitraum 1999 bis 2000 und 2011 bis 2012. An der Studie nahmen mehr als 32.000 Frauen und Männer über 20 Jahren teil.
Der durchschnittliche Taillenumfang erhöhte sich von 95,5 auf 98,5 Zentimeter. Bei Männern liegt der Wert derzeit bei rund 101 Zentimetern, bei Frauen bei 96 Zentimetern. Die Steigerung betrug bei Männern im Schnitt zwei und bei Frauen 3,8 Zentimeter. Über Fettablagerungen am Bauch verfügten bei der ersten Überprüfung 46,4 Prozent der Bevölkerung. Nach zehn Jahren war es ein Anstieg auf 54,2 Prozent.
Veränderte Hormone und Schlafmangel
Die Wissenschaftler verglichen diese Ergebnisse mit den Daten zu Fettsucht. Es zeigte sich, dass die mittels BMI ermittelte Fettleibigkeit zwischen 2003 und 2012 nicht deutlich zugenommen hat. Gleichzeitig kam es jedoch zu einer Erhöhung des Taillenumfangs. Über die Ursachen können laut den Wissenschaftlern derzeit nur Vermutungen angestellt werden.
Schlafmangel, Störungen des Hormonsystems und bestimmte Medikamente könnten jedoch eine wichtige Rolle spielen. Die Ergebnisse bestätigen Empfehlungen, wonach die regelmäßige Messung des Taillenumfanges für den Kampf gegen Übergewicht von entscheidender Bedeutung ist. Zu viel Gewicht um die Körpermitte kann das Risiko von Krankheiten wie Herzleiden, Typ-2-Diabetes und Krebs erhöhen.
Quelle: Pressetext.de, 17.9.2014; Studie: Earl S. Ford, Leah M. Maynard, Chaoyang Li: Trends in Mean Waist Circumference and Abdominal Obesity Among US Adults, 1999-2012, Research Letter September 17, 2014, JAMA 2014; 312(11):1151-1153. doi: 10.1001/jama.2014.8362.
Desinfektionsmittel: QAVs können Mäuse unfruchtbar machen
(14.9.2014) Die quartäre Ammoniumverbindungen (QAV oder Quats) Benzalkoniumchlorid und Didecyldimethylammoniumchlorid sind in fast allen Desinfektionsmitteln als Komponenten vorhanden. Diese Wirkstoffe gelten als mild und für den Menschen ungefährlich. Allerdings schrecken Beobachtungen der amerikanischen Forscher Terry Hrubec und Patricia Hunt Fachkreise auf. Es besteht der Verdacht, dass die Substanzen zumindest Mäuse unfruchtbar machen können.
Terry Hrubec vom Virginia-Maryland College of Veterinary Medicine fiel ursprünglich in anderen Versuchen auf, daß die Labormäuse auffällig wenig Nachwuchs bekamen. Bedingt durch die ausgiebige Benutzung von Händedesinfektionsmitteln kam der Verdacht auf, dass ein Zusammenhang bestehen könnte. In einem gleichzeitig erscheinenden Artikel in Nature von Patricia Hunt von der Washington State University, die eine ähnliche Beobachtung machte, beschlossen beide Forscher dem Verdacht nachzugehen.
Außerdem war die Benutzung von Desinfektionsmitteln Und sie beobachtete, dass alle Labormitarbeiter sich ausgiebig die Hände desinfizierten, bevor sie die Mäuse berührten. Als sie schließlich im Fachmagazin Nature einen Artikel entdeckte, der beschrieb, dass ihre Kollegin Patricia Hunt von der Washington State University ähnliches beobachtet hatte, vermutete sie einen Zusammenhang. Die beiden beschlossen, ihrem Verdacht nachzugehen.
Wir haben die Wirkung dieser beiden Stoffe auf die Mäuse getestet, so Hrubec. Mäuse, die mit den beiden Ammoniumverbindungen in Kontakt kamen, brauchten länger, um schwanger zu werden und hatten durchschnittlich weniger Nachwuchs. Auch lag die Sterblichkeit in der Spätschwangerschaft und unter der Geburt höher.
Grundsätzlich sind beide Substanzen seit mehr als einem Jahrhundert in Benutzung. Die Erfahrungen deuten bisher nicht auf eine Schädlichkeit beim Menschen hin, doch könnte gerade der jahrzehntelange Einsatz Einfluss auf die Reproduktionsfähigkeit des Menschen haben. Bekannt ist bereits aus alten Studien, dass Spermien bewegungsunfähig werden können.
Grundsätzlich zeigen die Studien, dass die Nutzung von Bioziden nicht unbegrenzt stattfinden sollte. Insgesamt werden gerade in den USA weitaus mehr Desinfektionsmittel im Alltag eingesetzt als in Deutschland. Auch zeigt es sich, dass der Einsatz alkoholischer Desinfektionsmittel ohne quatäre Zusätze als Händedesinfektion durchaus sinnvoll ist. Die beiden Ammoniumverbindungen sind als Händedesinfektionszusätze in Deutschland selten und werden vor allem in Flächen- und Instrumentendesinfektionsmitteln eingesetzt.
Bei Lebensmitteln gibt es in der EU Grenzwerte, die eingehalten werden müssen. So wurden in der Vergangenheit Bioprodukte entdeckt, die erhöhte Grenzwerte aufwiesen. Neben Pflanzenbehandlungsprodukten kamen auch Desinfektionsmittel in der Verarbeitungsindustrie unter Verdacht.
Ebenfalls zeigt der Ausgangspunkt der Studie, dass die Nutzung der Untersuchungshandschuhe beim Umgang mit Mäusen in Versuchen von Nutzen sein kann.
Quellen: Jan Wachendorff, Brennpunkt.hygiene-newsletter 14.9.2014; Virginia Tech News 14.8.2014:
www.vtnews.vt.edu/articles/2014/08/081414-vetmed-disinfectants.html;
Originalstudie: Vanessa E. Melin, Haritha Potineni, Patricia Hunt, Jodi Griswold, Bill Siems, Stephen R. Werre, Terry C. Hrubec,(2014): Exposure to common quaternary ammonium disinfectants decreases fertility in mice, Reproductive Toxicology 2014, Available online 14 August 2014, DOI: 10.1016/j.reprotox.2014.07.071.
Krebsregisterabfrage für die Samtgemeinde Bothel, Rotenburg/Wümme
(11.9.2014) Ein Jahr ist es her, als GENUK e.V. aufgrund gehäufter gesundheitlicher Beschwerden von Betroffenen an verschieden Orten in den Landkreisen Rotenburg/Wümme und Verden in einem Brief an die niedersächsischen Ministerien für Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft um eine ressortübergreifende Gesundheitsuntersuchung der Bevölkerung bat. In diesen Landkreisen machten Bewohner auf auffällige Gesundheitsstörungen bis hin zu einer von ihnen wahrgenommenen erhöhten Krebshäufigkeit aufmerksam, die sie im Zusammenhang mit der seit Jahrzehnten dort praktizierten Gasförderung (Fördern, Verpressen, Abblasen, Abfackeln usw.) sehen.
Der niedersächsischen Gesundheitsministerin Cornelia Rundt ist es zu verdanken, dass wir nun nach einem halben Jahr Vorarbeit mit Landes- und örtlichen Behörden und BI-Vertretern gemeinsam eine Abfrage im "Epidemiologischn Krebsregister Niedersachsen", EKN, auf den Weg bringen konnten. Untersucht wurde die Krebsinzidenz in der Samtgemeinde Bothel im Untersuchungszeitraum seit Bestehen des Krebsregisters von 2003 bis inklusive 2012. Gestern hat das EKN-Oldenburg im Gesundheitsamt Rotenburg in Anwesenheit des Landrats Luttmann, NLGA, EKN-Vertrauensstelle Hannover und GENUK die Ergebnisse der Krebsregisterabfrage vorgestellt: wissenschaftlich unumstößlich (siehe p-Wert) wurde bei Männern eine doppelt so hohe Rate an Erkrankungen an Non-Hodgkin-Lymphomen und eine Vervierfachung des Multiplen Myeloms in der Samtgemeinde Bothel festgestellt, als erwartet wurde. Darüber hinaus wurde in der Altersspezifizierung festgestellt, dass eine auffällig hohe Zahl an Männern zwischen 60 - 74 Jahren erkrankt ist, aber auch - mit wesentlich geringerer Fallzahl -Kinder von 0 - 14 Jahren.
Die genaue Bezeichnung der Gruppe, der diese Erkrankungen zugewiesen werden ist lang und umständlich: "Krebserkrankungen des lymphatischen, blutbildenden und verwandten Gewebes" (ICD-10 / C81-C96), weshalb sich das EKN nun auf die Sprachregelung "Leukämien und Lymphome" festgelegt hat. Dieses ist ein Ergebnis, das uns noch lange an der Aufklärung der Hintergründe arbeiten lassen wird. Warum betrifft es nur Männer? Welche Stoffe können eine derartige Auffälligkeit verursachen. Kommt Benzol als möglicher Auslöser in Betracht? Wie sind die Männer möglicherweise in Kontakt mit solchen Stoffen gekommen? Warum betrifft es Kinder in diesem jungen Alter?
Wahrgenommen wurde in der Gemeinde Hemslingen/Söhlingen ein massives Anwachsen der Krebshäufigkeit besonders in den letzten Jahren. Allein in Söhlingen gibt es im Jahr 2013 Lymphom-Neuerkrankungen von zwei 20-Jährigen und einem 40-Jährigen. Diese Erkrankungen werden die Sachlage also noch unerfreulicher machen.
Von den 12 von uns in Zusammenarbeit mit NLGA, Gesundheitsamt, EKN-Vertrauensstelle und BI-Vertretern in einem halben Jahr herausgearbeiteten Krebsarten (und 15 Untersuchungsgruppen, da 3 Krebsarten geschlechtsspezifisch zu unterscheiden sind), waren sogar 6 unter der Erwartung, 9 darüber, aber es gab keine weitere wirkliche Auffälligkeit.
Das weitere Vorgehen wird in den kommenden Wochen zu klären sein: Sicher muss nun eine Vertiefung der Zuordnung vorhandener Daten auch in anderen Registern sowie die wissenschaftliche Aufklärung der Ursachen erfolgen. Als Organisation selbst Umwelterkrankter möchten wir nochmals auf die Notwendigkeit einer umfassenden Gesundheitsuntersuchung der Bevölkerung in diesen Gasfördergebieten hinweisen. Dazu müssen endlich umfassende und langfristige Boden- (aktuelle Untersuchungen durch das LBEG eingeschlossen), (Oberflächen-)Wasser, organisches Gewebe (Wurzeln, Flechten etc.) und Luftmessungen (dringend: bodennahe Luftmesspunkte, Messungen in der Fackel etc.) vorgenommen werden.
Auch hoffen wir, dass andere Symptome und Erkrankungen, die auch mit den bereits durch das LBEG bestätigten Quecksilberfunden zusammenhängen könnten (Störungen des Zentralen Nervensystems, der Reproduktionsfähigkeit, Fehlgeburten etc.), genauer untersucht und ernst genommen werden.
Quelle: Pressemitteilung 11.9.2014, Gemeinnütziges Netzwerk für UmweltKranke e.V. (GENUK),
www.genuk-ev.de;
Details der EKN-Untersuchung unter:
www.krebsregister-niedersachsen.de/index.php/neues.
Trockenheit und hohe Temperaturen machen Pflanzenschutzmittel giftiger für Bodentiere
(11.9.2014) Wichtige Bodenorganismen reagieren sensibler auf marktgängige Pflanzenschutzmittel, wenn der Boden trocken ist und hohe Umgebungstemperaturen herrschen - beides Bedingungen, die in Deutschland künftig klimawandelbedingt häufiger auftreten könnten.
Beide Faktoren senken sowohl einzeln als auch kombiniert deutlich den Schwellenwert, ab dem Fungizide für Springschwänze toxisch wirken. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F), der Goethe-Universität und der ECT Oekotoxikologie GmbH. Die Studie wurde in der Septemberausgabe des Fachmagazins Applied Soil Ecology veröffentlicht.
Springschwänze sind winzige, circa 10 mm große und für die Bodenökologie sehr wichtige Organismen, deren zahlreiche Arten, darunter auch Folsomia candida und Sinella curviseta, weitverbreitet sind. Sie sind Teil einer riesigen Schar von Bodenorganismen, die unter der Erde am Werk ist, um organisches Material zu zersetzen und Humus zu bilden. Schlechte Zeiten für Springschwänze sind daher schlechte Zeiten für die Bodenfruchtbarkeit.
Wie eine neue Studie zeigt, haben Springschwänze in trockenem Boden - also wenn die Bodenfeuchte nur 30 % der Wasserhaltekapazität des Bodens beträgt - signifikant weniger Nachkommen. "Beide von uns untersuchte Arten - aber insbesondere Folsomia candida - könnten daher Schwierigkeiten haben, unter anhaltender Trockenheit genügend Nachkommen zu zeugen, um die Population stabil zu halten", so Cornelia Bandow, Ökologin der ECT Oekotoxikologie GmbH, die am Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) forscht.
Extreme Klimabedingungen verändern zudem die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf Bodenorganismen. "Eine besonders geringe Bodenfeuchte und hohe Umgebungstemperaturen führen dazu, dass der toxische Schwellenwert bei dem von uns untersuchten Fungizid Pyrimethanil signifikant niedriger ist." erläutert Cornelia Bandow. Der toxische Schwellenwert bezieht sich in dieser Studie auf die Konzentration, bei der die Population um 50 % geringer ist als im Vergleich zu einem unkontaminierten Boden. So lag der Schwellenwert bei Extrembedingungen von 26 Grad und 30 % Bodenfeuchte um bis zu der Hälfte unter dem Schwellenwert, der bei Standardbedingungen von 20 Grad und 50% Bodenfeuchte bestimmt wurde.
Für das Experiment wurden 66 Bodenproben mit unterschiedlichen Konzentrationen des Breitband-Fungizides Pyrimethanil versetzt. Pyrimethanil wird bei Erdbeeren und Kernobst sowie im Weinbau zur Vorbeugung und Behandlung von Pilzerkrankungen eingesetzt. Um zukünftige klimatische Verhältnisse zu simulieren, wurde eine Testreihe bei 26 Grad angesetzt und zusätzlich eine Testreihe bei 20 Grad. Außerdem wurden unterschiedliche Mengen Wasser zugegeben, um verschiedene Bodenfeuchten zu testen. Nach rund einem Monat wurde gezählt, wie erfolgreich sich Springschwänze als Beispielbodenorganismen unter den unterschiedlichen Bedingungen fortgepflanzt haben.
Sind Chemikalien also grundsätzlich zu vermeiden um diese kleinen Helfer nicht zu schädigen? Soweit würden die Forschenden nicht gehen: "Die toxischen Schwellenwerte lagen bei Pyrimethanil weit über den Konzentrationen in der Umwelt, die bei korrekter Anwendung auftreten", so Bandow und ergänzt: "Ob die Sensitivität gegenüber einer Chemikalie durch Umweltbedingungen verändert wird und der Schwellenwert umweltrelevant wird, ist zudem art- und substanzspezifisch". Daher untersucht das Forscherteam anhand einer Vielzahl von Bodenorganismen auch etliche weitere Substanzen.
Quelle: Pressemitteilung 11.9.2014, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen;
Originalstudie: Bandow, C., Karau, N., Römbke, J. (2014): Interactive effects of pyrimethanil, soil moisture and temperature on Folsomia candida and Sinella curviseta (Collembola). Applied Soil Ecology, DOI:10.1016/j.apsoil.2014.04.010,
www.deepdyve.com/lp/elsevier/interactive-effects-of-pyrimethanil-soil-moisture-
and-temperature-on-uNy0w0JgjJ.
Ozonloch wächst nicht mehr
(10.9.2014) Die Freisetzung chemischer Substanzen, die die Ozonschicht gefährden, ist seit 1987 im Montreal-Protokoll geregelt. Seither sind acht internationale Expertenberichte veröffentlicht worden, die den aktuellen Stand und Zukunft der Ozongefährdung beleuchten. Der jüngste Bericht wurde am 10. September am UN-Sitz in New York vorgestellt.
Daten von Satellitenmessungen schreckten 1985 die Menschheit zum ersten Mal auf. Über der Antarktis wurde eine klaffende Lücke in der Ozonschicht entdeckt, die die Erde vor gefährlicher, krebserregender UV-Strahlung abschirmt. Bereits 1987 hatten sich Politiker auf der ganzen Welt aufs das Montreal-Protokoll verständigt, das Ozon-schädliche Stoffe, vor allem Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), verbietet. 197 Staaten haben diesen völkerrechtlichen Vertrag ratifiziert. Eine Reihe von wissenschaftlichen Expertenberichten begleitet seither den Prozess zur Rettung der Ozonschicht. Der achte dieser Berichte wurde am 10. September 2014 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der WMO (World Meteorological Organisation) und des UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) veröffentlicht. Der Empa-Forscher Stefan Reimann hat als Lead Author wesentlich an diesem Bericht mitgewirkt.
Ozondecke erholt sich auf Stand von 1980
Noch immer öffnet sich das Ozonloch in jedem Winterhalbjahr über der Antarktis. Doch anders als in den 80er und 90er Jahren wird es nicht mehr grösser. Seit der Jahrtausendwende ist es unverändert geblieben; einige Hinweise deuten gar auf eine langsame Verbesserung der Lage hin. Modellrechnungen ergeben, dass im Jahr 2050 die Ozonschicht wieder im Zustand wie 1980 sein könnte. Die Konzentration der meisten, im Montreal Protokoll genannten Ozonkiller-Substanzen (vor allem FCKW) geht wie erwartet zurück. Dies wird durch langjährige Messungen u.a. auf dem Jungfraujoch überprüft. Auch die weltweiten Emissionen der früher als Ersatz eingeführten und ebenfalls ozonschädigenden HFCKWs haben sich auf hohem Niveau stabilisiert und werden in Zukunft abnehmen.
Nun wurden erstaunlicherweise «neue» FCKWs in der Atmosphäre entdeckt, welche nie im industriellen Maßstab hergestellt wurden, welche aber als Nebenprodukt in der Industrie in kleineren Mengen entweichen könnten. Die Konzentration dieser Stoffe ist jedoch um 100 bis 1000fach geringer als die der klassischen Ozonkiller. Dass solche Stoffe aufgespürt werden können, gerade nachdem sie freigesetzt wurden, zeigt die Möglichkeiten der weltweiten Messnetze. Diese Messnetze wirken wie Frühwarnsysteme und stellen sicher, dass Emissionen von potentiell gefährlichen Stoffen möglichst bald erkannt werden können. Während die klassischen Ozonkiller langsam verschwinden, steigt die Menge an Fluorkohlenwasserstoffen (FKW), mit denen die ozonabbauenden Stoffe in vergangenen Jahren ersetzt wurden, um etwa 7 Prozent pro Jahr. Diese Substanzen schädigen die Ozonschicht nicht, doch sie haben oft ein hohes Treibhauspotential und tragen stark zur globalen Erwärmung bei. Auch sie sollten in Zukunft ersetzt werden.
Eine signifikante Bedrohung der Ozonschicht rührt von FCKWs her, die in früheren Jahren etwa in Isolierschäumen und Kühlanlagen eingebaut wurden. Beim Recycling dieser Anlagen in allen Teilen der Welt ist es wichtig, dass die FCKWs abgetrennt und durch Verbrennung vernichtet werden, sonst würden diese Altlasten die Ozonschicht stärker schädigen als alle neu produzierten Stoffe.
Bedenkliche Abweichungen vom Sollwert entdeckt
Bei der regelmäßigen Überprüfung der Daten des weltweiten Messnetzes für Spurengase stellten die Atmosphärenforscher signifikante Abweichungen fest. Diese Ergebnisse sind im Unep-Bericht erwähnt. So sinkt zum Beispiel die Konzentration des ozonschädlichen Gases Tetrachlormethan nicht um vier Prozent pro Jahr, sondern nur um ein Prozent - obwohl der Stoff nicht mehr hergestellt werden darf. Messdaten legen nahe, dass die Emissionen nicht aus Europa und Nordamerika stammen. Ob aus alten Industrieanlagen oder ob aus Asien, ist im Moment Gegenstand weiterer Abklärungen. Auch zu den Ersatzstoffen, die den Treibhauseffekt mindern sollen, gibt es noch offene Fragen. In Klimaanlagen neuer EU-Automodelle darf seit 2011 nur noch der Ersatzstoff HFO-1234yf eingefüllt werden. Dieser Stoff zerfällt in der Atmosphäre zu Trifluoressigsäure - welches in der Natur nicht abgebaut wird und sich so in der Umwelt anreichert.
Quelle: Pressemitteilung 10.9.2014, Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA, Schweiz,
www.empa.ch;
WMO - World Meteorological Organisation,
www.wmo.int;
Bericht "Assessment for Decision-Makers: Scientific Assessment of Ozone Depletion: 2014, World Meteorological Organization, Geneva, Switzerland (2014) (in englisch) unter:
ozone.unep.org/Assessment_Panels/SAP/SAP2014_Assessment_for_Decision-Makers.pdf;
Größe und Daten zum aktuellen Ozonloch unter:
ozonewatch.gsfc.nasa.gov/.
Gesundheitsgefahr durch belastete Baumaterialien
(9.9.2014) Ob beruflich oder privat - die meiste Zeit des Tages hält sich der Mensch in geschlossenen Räumen auf. Gegen schlechte Luft von außen kann der Hausbesitzer wenig ausrichten. Giftige Ausdünstungen durch das Gebäude selbst lassen sich jedoch durch die Verwendung schadstoffarmer Materialien beim Bauen oder Renovieren verhindern.
Viele schädliche Baustoffe mit Asbest, PCB oder PAK waren früher üblich und erlaubt. Besonders weit verbreitet: künstliche Mineralfaserprodukte wie Glas-, Stein- oder Schlackenwollen für die Gebäudedämmung. Wurden diese Dämmstoffe nach dem Jahr 2000 eingebaut, können sie als nicht krebserzeugend bewertet werden. Insbesondere Produkte, die vor 1996 eingebaut wurden, stehen aber im Verdacht, krebserzeugend zu sein. Trotzdem besteht keine Notwendigkeit, die Dämmung auf jeden Fall auszutauschen. "Sofern das Material einwandfrei verbaut wurde und dicht vom Innenraum getrennt ist, gibt es keinen Handlungsbedarf", sagt Dr. Walter Dormagen, Schadstoff-Experte von TÜV Rheinland.
"Lösemittelarm" wenig aussagekräftig
Auch viele der heute eingesetzten Bauprodukte geben Schadstoffe in die Raumluft ab. Farben, Lacke und Kleber enthalten beispielsweise Lösemittel, Weichmacher oder Biozide. "Lösemittelarm oder -frei" bedeutet nicht unbedingt, dass das Produkt schadstoffarm ist. Denn zugesetzte organische Flüssigkeiten, die nicht zu den Lösemitteln zählen, können die Raumluft ebenso belasten, teilweise sogar über einen längeren Zeitraum als herkömmliche Lösemittel. Auch als "ökologisch" deklarierte Produkte eignen sich nicht zwangsläufig für schadstoffarmes Bauen. "Viele dieser Stoffe enthalten geruchsintensive Terpengemische als natürliche organische Lösemittel", erklärt Dr. Walter Dormagen. "Diese können die Haut und Schleimhäute reizen sowie allergische Reaktionen auslösen."
Aktuelle Liste unbedenklicher Baustoffe
Unabhängige Prüfzeichen wie der "Blaue Engel" kennzeichnen sichere Baustoffe. Auch TÜV Rheinland vergibt Prüfzeichen für schadstoffarme Produkte und Gebäude. Zudem verfügt der Prüfdienstleister über eine regelmäßig aktualisierte Baustoffliste mit mehr als 600 unbedenklichen Produkten. Diese Liste ist insbesondere für Handwerksbetriebe und Bauunternehmen relevant und kann für 40 Euro bei TÜV Rheinland bestellt werden:
Wer schadstoffarm bauen lassen möchte, entscheidet sich am besten für ein Unternehmen, das bereits einschlägige Bauprojekte vorweisen kann. Bei Fertighäusern, bei Modulbauten und auch bei konventionell errichteten Gebäuden bescheinigt das TÜV Rheinland-Label "Schadstoffgeprüft", dass beim Errichten der Gebäude der Weg schadstoffarmen Bauens gewählt wurde.
Quelle: Pressemitteilung 9.9.2014, TÜV Rheinland AG;
Baustoffliste unter:
www.tuv.com/de/deutschland/suche.jsp?search-terms-basic=Baustoffliste&getfields=breadcrumb&submit_param=1&filter=p&submit_param=1.
Alkohol in der Schwangerschaft ist Gift für Ungeborene
(8.9.2014) Jedes Jahr erinnert der Tag des alkoholgeschädigten Kindes am 9. September an die traurige Tatsache, dass in Deutschland jährlich mehr als 10.000 Kinder mit sogenannten Fetalen Alkoholeffekten (FAE) und über 2.000 Kinder mit dem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) auf die Welt kommen.
Hierbei handelt es sich um angeborene Schädigungen, bedingt durch Alkoholkonsum werdender Mütter in der Schwangerschaft. Besonders von FAS betroffene Kinder sind in ihrer geistigen und körperlichen Entwicklung dauerhaft stark beeinträchtigt und oft ein Leben lang auf fremde Hilfe angewiesen. Defizite, die sich vollständig vermeiden ließen.
"Mit einem konsequenten Alkoholverzicht während Schwangerschaft und Stillzeit könnten diese Schädigungen der Ungeborenen vermieden werden", stellt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) fest. "Viele Frauen unterschätzen die schädliche Wirkung von Alkohol auf das Ungeborene. Nach wie vor trinken ca. 14 % der Schwangeren zumindest gelegentlich Alkohol."
Während der Schwangerschaft wird das Kind über die Nabelschnur mit allen notwendigen Nährstoffen aus der Nahrung der Mutter versorgt. Auch Alkohol gelangt auf diesem Weg zum Kind, so dass es schnell den gleichen Alkoholspiegel erreicht wie die Mutter. Da die Organe des Kindes noch nicht voll entwickelt sind, ist sein Organismus alkoholbedingten Schädigungen schutzlos ausgeliefert.
"Selbst der Konsum geringer Mengen Alkohol in der Schwangerschaft kann bereits das Gehirn und die Organe des ungeborenen Kindes schädigen und Wachstums- sowie geistige und soziale Entwicklungsstörungen hervorrufen", betont Pott weiter.
Auf leckere Drinks müssen weder Schwangere noch stillende Mütter verzichten - denn Genuss gibt es auch alkoholfrei. Das neu entwickelte Rezeptheft "Gesund & lecker hoch zwei" der BZgA liefert zahlreiche interessante Ideen für alkoholfreie Mix-Getränke. Einfach zuzubereiten, von erfrischend bis wohltuend wärmend - für jede Gelegenheit und jeden Geschmack ist etwas dabei. Und die alkoholfreien Mixgetränke schmecken nicht nur den werdenden Müttern, sondern auch werdenden Vätern, Freunden und Bekannten. Familie und Freunde können Schwangere in ihrem Entschluss, auf Alkohol zu verzichten bestärken, indem sie selbst verantwortungsbewusst mit Alkohol umgehen. Partner sollten den Alkoholverzicht ihrer schwangeren Frau während dieser Lebensphase unterstützen, indem sie mit ihr gemeinsam auf Alkohol verzichten und Situationen vermeiden, die ihre Partnerin zum Konsum alkoholischer Getränke verleiten könnten. Die Verantwortung für die gesunde Entwicklung ihres Kindes tragen werdende Eltern gemeinsam.
Um Frauen zu motivieren, während Schwangerschaft und Stillzeit konsequent alkoholfrei zu leben, hat die BZgA im Rahmen ihrer Kampagne "Alkohol? Kenn Dein Limit" umfassendes Informationsmaterial und Broschüren für Schwangere und ihre Partner entwickelt:
- Das Rezeptheft "Gesund & lecker hoch zwei" mit alkoholfreien Cocktailrezepten für alle und jede Gelegenheit.
- Die Broschüre "Andere Umstände - neue Verantwortung" informiert über Folgen des Alkoholkonsums während Schwangerschaft und Stillzeit und unterstützt Frauen dabei, die persönliche Einstellung zu Alkohol zu hinterfragen und ihr Verhalten zum Wohle des ungeborenen Kindes zu ändern.
- Der Flyer "Informationen zum Thema Alkohol für Schwangere und ihre Partner" fasst die wichtigsten Fakten zum Thema zusammen.
Quelle: Pressemitteilung 8.9.2014, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, (BZgA);
Informationsdokumente unter:
www.kenn-dein-limit.de/infomaterial/.
Kinder nehmen an Wochenenden mehr Zucker zu sich
(5.9.2014) Viele Kinder dürfen in den Sommerferien häufiger Eis und andere Süßigkeiten essen. Eltern, die sich um die Zuckeraufnahme ihrer Kinder sorgen, sollten jedoch mehr auf die Ernährung ihrer Familie an Freitagen, Samstagen und Sonntagen achten. Eine europäische Studie zeigt, dass der Zuckerkonsum von Kindern an diesen Tagen erheblich höher ist als an anderen Wochentagen.
Sie basiert auf Daten der EU-Studie IDEFICS, die von 2006 bis 2012 durchgeführt wurde. Die Universität Bremen leitete das Projekt in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS. 23 weitere Forschungsinstitute in elf EU-Ländern waren an der Studie beteiligt.
Rund 9.500 Kinder im Alter zwischen 2 und 9 Jahren - unterteilt in Vorschulkinder von 2 bis unter 6 Jahren und Schulkinder von 6 bis 9 Jahren- wurden in die Analysen eingeschlossen. Die Eltern füllten ein 24 -Stunden-Ernährungsprotokoll mit Hilfe eines computerbasierten Programms aus. Es zeigte sich, dass die an der Studie teilnehmenden Kinder einen hohen Zuckerkonsum unter der Woche hatten, der sich am Freitag und an Wochenenden nochmals leicht erhöhte. Neben Süßigkeiten und Schokolade zählten auch Nahrungsmittel mit einem hohen Zuckeranteil dazu: Getreideprodukte wie Backwaren und Frühstücksflocken/Müsli, Milcherzeugnisse wie Eis und Joghurts, Brotaufstriche wie Honig und Marmelade, Dessert-Saucen sowie zuckerhaltige Getränke.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Eltern ihren Kindern nach einer stressigen Schulwoche, zu besonderen Anlässen, am Wochenende oder in den Ferien häufiger Süßigkeiten geben. Für Familien jedoch, die einen gesünderen Lebensstil anstreben, können die Studienergebnisse wertvolle Anhaltspunkte liefern. "Es ist wichtig herauszufinden, wann das Ernährungsverhalten von Kindern weniger gesund ist. Dies ermöglicht Gegenmaßnahmen, um eine gesunde Ernährung zu fördern", erklärt die Autorin Åsa Svensson von der Universität Umeå in Schweden. "Wenn der Gesamt-Zuckerkonsum der Kinder sinken soll, ist es wichtig für Eltern, insbesondere an Freitagen und Wochenenden die Ernährungsgewohnheiten der Familie unter die Lupe zu nehmen - darauf weisen unsere Ergebnisse hin. An diesen Tagen können Eltern besser kontrollieren, was ihre Kinder essen."
Garrath Williams von der Universität Lancaster in Großbritannien, hauptverantwortlicher Wissenschaftler für Ethik und Politik innerhalb der I. Family-Studie, spricht sich dafür aus, die Ergebnisse zum Zuckerkonsum von Kindern breiter zu interpretieren: "Ich denke, das Hauptaugenmerk sollte sich auf den hohen durchschnittlichen Zuckerkonsum an Wochentagen wie auch an Wochenenden richten. Dieser sollte sowohl Schulen als auch Eltern Sorge bereiten - ebenso Firmen, die Lebensmittel speziell für Kinder herstellen und vermarkten."
Den Zuckerkonsum zu verringern, ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Ernährung von Kindern zu verbessern. Ein hoher Zuckerkonsum geht mit einem erhöhten Risiko für Diabetes Typ 2 und Übergewicht einher. Daraus ergibt sich wiederum ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und koronare Herzkrankheiten. Die ebenfalls von der EU geförderte Studie I. Family setzt die Forschung in diese Richtung fort. Sie begleitet die Kinder, die an der IDEFICS-Studie teilgenommen haben, auf dem Weg in die Pubertät. So soll bei europäischen Familien festgestellt werden, welche Faktoren eine gesunde Ernährung und einen gesunden Lebensstil hemmen oder fördern.
Quelle: Pressemitteilung 5.9.2014, Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS GmbH,
www.bips-institut.de/;
DEFICS-Studie unter:
www.ideficsstudy.eu;
Family-Studie unter:
www.ifamilystudy.eu.
Originalstudie: Svensson, A., Larsson, C., Eiben, G. et al. (2014): European children's sugar intake on weekdays versus weekends: the IDEFICS study, European Journal of Clinical Nutrition (EJCN). 68, 822-828 (doi:10.1038/ejcn.2014.87),
www.nature.com/ejcn/journal/v68/n7/full/ejcn201487a.html;
Bundesregierung plant Pro-Fracking-Gesetz. BUND: Risiken inakzeptabel
(5.9.2014) Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind die Pläne der Bundesregierung, die riskante Gasfördermethode Fracking in großen Tiefen noch in diesem Jahr erlauben zu wollen, "ein klarer Fall von vorauseilendem Gehorsam gegenüber internationalen Energiekonzernen".
Diese wollten spätestens mit dem transatlantischen Handelsabkommen TTIP die Schiefergasförderung in Deutschland durchsetzen, sagte die BUND-Energieexpertin Ann-Kathrin Schneider. Sie warf der Bundesregierung vor, die inakzeptablen Risiken des Einsatzes hochgiftiger Chemikalien beim Fracking zu unterschätzen. Das ergebe sich aus der heute bekannt gewordenen Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen.
"Fracking gefährdet die Grund- und Trinkwasservorkommen in Deutschland. Fracking gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung und Fracking ist lediglich eine weitere Methode, um das System der fossilen Energieerzeugung am Laufen zu halten", sagte Schneider. "Die vielen mit Fracking verbundenen Risiken lassen sich nur vermeiden, wenn die Bundesregierung diese Gasfördermethode in jeder Variante verbietet", so Schneider.
Erforderlich sei stattdessen ein schnellerer Ausstieg aus den Energieträgern Atomkraft, Kohle, Öl und Gas und ein konsequenter Umstieg auf erneuerbare Energien. "Fracking schadet dem Klimaschutz. Die Bundesregierung weiß, dass Deutschland seine anvisierten Klimaziele nur erreichen kann, wenn es sich konsequenter als bisher von fossilen Energiequellen verabschiedet und die Energieverschwendung eindämmt", sagte Schneider.
Gegen Fracking spreche auch, dass hierzulande mit dieser Methode förderbares Gas nur einen Bruchteil des Verbrauchs in Deutschland decken könne. "Es ist der falsche Weg, viele hundert Millionen Euro in eine Technologie zu investieren, die lediglich einen kurzen Zeitraum überbrückt und den Ausstieg aus fossilen Energien verzögert", sagte Schneider.
Quelle: Pressemitteilung 5.9.2014, BUND,
www.bund.net.
Jede Minute zählt: Neue Perspektiven im Kampf gegen die tödliche Sepsis
(5.9.2014) "Blutvergiftung" ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Anlässlich des Welt-Sepsis-Tages lud das Universitätsklinikum Heidelberg zu einem Fachsymposium am 10. September 2014 ein: Führende Sepsis-Experten aus ganz Deutschland diskutierten Neuerungen in Diagnostik und Therapie. Heidelberger Mediziner starten Studie zu neuem Medikament.
Pro Jahr entwickeln rund 180.000 Menschen in Deutschland eine Sepsis, umgangssprachlich auch als Blutvergiftung bezeichnet - rund ein Drittel der Patienten stirbt trotz moderner intensivmedizinischer Versorgung an den Folgen der außer Kontrolle geratenen Infektion. Anlässlich des Welt- Sepsis-Tages veranstaltete die Universitätsklinik für Anästhesiologie Heidelberg am 10. September 2014 ein Fachsymposium: International renommierte Experten diskutierten neue Diagnoseverfahren, Fortschritte in der Therapie und aktuelle Forschungsergebnisse. Seit 2012 findet am 13. September der Welt-Sepsis-Tag statt. Er soll mit Symposien und Informations-Kampagnen die Aufmerksamkeit aller Berufsgruppen aus dem medizinischen Bereich sowie der breiten Öffentlichkeit auf diese schwere und oftmals tödlich endende Erkrankung lenken. Ziel ist es, für Frühsymptome der Sepsis - dazu gehören Fieber, Herzrasen und Schüttelfrost z.B. nach einer Verletzung oder Operation, aber auch bei Zahnentzündungen - zu sensibilisieren. Denn die Sepsis ist ein Notfall. Jede Verzögerung kann Leben kosten.
Entzündungen und Schockzustand führen zu Organversagen
Die Sepsis - in Deutschland die dritthäufigste Todesursache, auf den Intensivstationen sogar die häufigste - entwickelt sich infolge schwerer Erkrankungen wie beispielsweise einer Lungenentzündung, infizierten Verletzungen oder nach großen Operationen. Gefährdet sind vor allem schwerkranke Patienten auf Intensivstationen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem: Ihre körpereigene Abwehr reagiert auf eine Infektion nur verzögert; ausgehend vom Krankheitsherd können sich die Erreger daher im ganzen Körper ausbreiten. Doch dann kommt es innerhalb kürzester Zeit überall zu heftigen Entzündungsreaktionen: Der gesamte Körper sowie die inneren Organe schwellen an, der Kreislauf kollabiert und der Organismus gerät in einen Schockzustand, die Blutgerinnung wird überaktiv und die Adern verstopfen. Schließlich versagen Nieren, Leber, Lunge und Herz.
"Heidelberg Sepsis Pathway" erleichtert richtiges Handeln unter Zeitdruck
Zeit Abzuwarten bleibt nicht: Nur wenn Pflegende und Ärzte die Sepsis schnell erkennen und sofort richtig reagieren, können sie den Patienten vor bleibenden Schäden oder Schlimmerem bewahren. Dabei hilft der "Heidelberg Sepsis Pathway" - eine Therapieempfehlung mit Checklisten, die das Team der Anästhesiologischen Universitätsklinik nach internationalen Behandlungsleitlinien erarbeitete und die kontinuierlich auf den aktuellen Stand der Forschung gebracht wird. Der Leitfaden schafft Sicherheit und verhindert, dass im Notfall und unter Zeitdruck etwas übersehen oder zu spät in die Wege geleitet wird. Er wird in mehreren Kliniken in Deutschland erfolgreich angewendet.
"Unverzichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung der Sepsis ist außerdem ein hervorragend geschultes und eingespieltes Team", sagt Professor Dr. Stefan Hofer, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Anästhesiologischen Universitätsklinik Heidelberg und Mitorganisator der Tagung. Die enge fachübergreifende Zusammenarbeit erfahrener Anästhesisten, Chirurgen, Mikrobiologen, Apotheker, Radiologen und Intensivpflegekräften macht das Universitätsklinikum Heidelberg zu einem deutschlandweit führenden Zentrum in der Behandlung der Sepsis.
Bekanntes Medikament gegen Vergiftungen stoppt Entzündungsreaktionen bei Sepsis
Ein Schwerpunkt des Zentrums ist die Erforschung neuer Therapiestrategien. Bisher stehen nur wenige Medikamente zur Verfügung, die das Fortschreiten der Sepsis so lange aufhalten, bis die Keime identifiziert und die passenden Antibiotika verabreicht werden können. In einer nun angelaufenen Studie testen die Heidelberger Wissenschaftler das Medikament Anticholium, das ursprünglich zur Behandlung von Vergiftungen zugelassen wurde. Vorarbeiten in Heidelberg zeigten, dass das Medikament die überschießende Entzündungsreaktion effektiv unterbricht. Zudem hat Anticholium ein überschaubares Nebenwirkungsprofil und wir wissen dank der bereits bestehenden Erfahrung genau, in welchen Fällen wir das Medikament ohne Risiko für den Patienten einsetzen können", sagt Professor Hofer. Anticholium - der Name des Wirkstoffs lautet Physostigmin - verhindert, dass ein wichtiger Botenstoff des vegetativen Nervensystems abgebaut wird, und drosselt damit indirekt die Ausschüttung entzündungsfördernder Stoffe, der Zytokine. Gelangen weniger dieser Zytokine in die Blutbahn, bleibt die Entzündung lokal begrenzt und damit unter Kontrolle. Im Tierversuch erwies sich Anticholium ebenso wirksam wie gängige Therapien bei gleichzeitig weniger Nebenwirkungen. Außerdem ist die Behandlung deutlich kostengünstiger als andere Therapien.
Quelle: Pressemitteilung 5.9.2014, Universitätsklinikum Heidelberg;
Programm des Symposiums vom 10. September 2014 unter:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/
pressestelle/VK/2014/3_Jul_Sep/76as33.pdf.
Broschüre: Echte Schnäppchen von Neuschrott unterscheiden
(4.9.2014) Konkrete Tipps für 14 Produkte und Produktgruppen bietet die kostenlose Broschüre "Gefährliche Produkte in Haushalt und Freizeit", herausgegeben von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und der Aktion Das Sichere Haus (DSH).
"Billig kauft doppelt" oder "Billig kann ich mir nicht leisten" - diese Sprüche treffen auf viele Schnäppchen und Gelegenheitskäufe zu. Dann nämlich, wenn sie schon nach kurzem Gebrauch ihren Geist aufgeben oder zu einem Sicherheitsrisiko werden. "Neuschrott" eben. Allerdings gibt es auch solide Produkte, die preisreduziert ein echtes Schnäppchen sind. Nur: Wie erkennt man das im Geschäft?
Beispielsweise greift man bei einer Steckerleiste schnell zum billigsten Produkt; ein Laie kann Qualitätsunterschiede oft nicht erkennen. Bei näherem Hinsehen zeigt sich aber schnell, wo billige Produkte am Material sparen: Kabel sind dünn und unflexibel, sie lassen sich zwischen zwei Fingern problemlos zusammendrücken. Poröse, brüchige Isolierungen, fehlende Zugentlastungen oder Schutzleiterkontakte, die nicht federnd ausgeführt sind, gehören zu den Merkmalen für eine Sparsamkeit, die zum Sicherheitsrisiko wird, denn solche Mängel können zu Kurzschluss oder Stromschlag führen. Fehlen Prüfzeichen wie VDE oder GS (steht für "Geprüfte Sicherheit") oder gibt es keine Angaben zu Hersteller oder Importeur, sollten Verbraucher dieses Produkt nicht kaufen. Dieses Beispiel findet sich im Schwerpunktthema "Strom" der Broschüre. Darüber hinaus geht die Broschüre auf Reiseadapter, Lichterketten, elektrische Tischleuchten, Toaster und Wasserkocher ein.
Quelle: Pressemitteilung 4.9.2014, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA),
www.baua.de;
Broschüre "Gefährliche Produkte in Haushalt und Freizeit" unter:
www.das-sichere-haus.de/uploads/tx_ttproducts/
datasheet/Gefaehrliche_Produkte_01.pdf.
Studie Jugend 3.0: Jeder Zweite ist zuviel in Digitalien
(3.9.2014) Die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland ist nach Ansicht der Eltern zu viel online. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, für die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) 1.000 Eltern zum Mediennutzungsverhalten ihrer 12- bis 17-jährigen Kinder befragt hat.
Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: "Digitale Medien nehmen einen großen Raum im Alltag der Jugendlichen ein. 80 Prozent besitzen ein eigenes Smartphone. Sie chatten mit Freunden, spielen online, recherchieren für die Schule. Das ist auch gut so. Wir möchten aber eine Diskussion dazu anstoßen, wie Kinder und Jugendliche zu einem gesunden Umgang mit digitalen Medien kommen."
Baas stellte den Film, der von der Schauspielerin Nina Petri gesprochen wird, zusammen mit Filmemacher Holger Braack vor. "Wie viel und welche digitalen Angebote Jugendliche nutzen dürfen, ist in fast jeder Familie ein Thema. Auch wenn Kinder ihren Eltern und Pädagogen bei der Bedienung der Geräte überlegen sind, bleibt es Aufgabe der Eltern zu entscheiden, wieviel und welche Inhalte für das Kind sinnvoll sind und ob es die digitalen Inhalte intellektuell und emotional verarbeiten kann", so der Filmproduzent.
Laut der TK-Studie kontrollieren nur drei von zehn Elternteilen, wo ihre Kinder im Internet unterwegs sind. 40 Prozent der Eltern geben keine Limits vor, wie viel ihre Kinder online sind.
"Wenn wir über Gesundheitsförderung sprechen, geht es in der Regel um die drei großen Handlungsfelder Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung", so TK-Chef Baas. "Ich denke, dass wir diesen Begriff in der digitalen Gesellschaft um das Thema Medienkompetenz erweitern müssen. Nicht nur weil Bewegungsmangel oft die Kehrseite von Medienkonsum ist, sondern weil eine ausschweifende Mediennutzung auch Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Jugendlichen hat.
Viele Jugendliche haben Chatgruppen in Klassenstärke, so dass sie es am Tag schnell auf über 500 Nachrichten bringen. Während die Politik über Anti-Stress-Verordnungen in Betrieben diskutiert, kennen unsere Kinder keinen Feierabend mehr, sondern sind 'always on'."
Heiko Schulz, Psychologe bei der TK sieht die Folgen ungesunden Medienkonsums durch die Studie bestätigt: "Die Umfragedaten zeigen, dass Kinder, die laut ihrer Eltern deutlich zu viel online sind, auch stärker von gesundheitlichen Belastungen betroffen sind. Der Anteil der Jugendlichen, die unter Stress, Konzentrations- und Schlafstörungen leiden, ist bei den Extremsurfern deutlich höher."
Die Studie zeigt zudem, dass die Jugendlichen mit auffälligem Netzverhalten auch häufiger von körperlichen Beschwerden betroffen sind. Fast ein Fünftel von ihnen leidet an Rückenschmerzen, bei den anderen Jugendlichen ist es nur jeder Zehnte.
Die Studie ist Teil einer neuen Kampagne der TK zur Medienkompetenz, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Im Mittelpunkt steht der Film "Jugend 3.0 - mit Sicherheit im Netz". Die DVD ist eine Entscheidungshilfe für Eltern, Erzieher und Lehrer.
Quelle: TK-Techniker Krankenkasse 3.9.2014;
Film "Jugend 3.0 - mit Sicherheit ins Netz" und weitere Informationen zum Thema unter
www.tk.de/tk/kinder/medienkompetenz-jugendliche/film-medienkompetenz/656684;
Broschüre "Jugend 3.0 - abgetaucht nach Digitalien?" unter
www.tk.de/tk/themen/medienkompetenz-september-2014/657894.
Rauchen ist wichtigster Risikofaktor für frühen Herzinfarkt
(2.9.2014) Eine Reihe von Studien, die beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vom 30.8. bis 3.9.2014 in Barcelona präsentiert wurden, belegen die gefährlichen Effekte von Zigaretten für die Herz- und Gefäßgesundheit.
So zeigt eine aktuelle Auswertung von Daten aus dem Berliner Herzinfarktregister, dass mehr als drei Viertel der Menschen, die bereits vor ihrem 55. Lebensjahr einen Herzinfarkt erlitten, Raucher waren. "Unseren Daten zufolge ist Rauchen der wichtigste Risikofaktor für einen frühen Myokardinfarkt", so Studienautor Prof. Heinz P. Theres (Charité Berlin). "Seit 1999 ist der Anteil der Raucher bei Herzinfarktpatienten unter 55 Jahren nicht zurückgegangen."
Für die Untersuchung, die auf den Daten des seit 1999 bestehenden Berliner Herzinfarkt-Registers beruht, wurden für insgesamt mehr als 6.000 Herzinfarkt-Patienten drei wesentliche kardiale Risikofaktoren (Rauchen, Bluthochdruck und ungünstige Blutfettwerte) in ein Verhältnis zum Alter gesetzt. Bei den Personen, die bereits vor dem 55. Lebensjahr einen Herzinfarkt erlitten haben, waren 76 Prozent Raucher, 94 Prozent hatten wenigstes einen der drei Risikofaktoren.
Gefahr für junge Gefäße
Das Rauchverhalten einer noch viel jüngeren Altersgruppe, nämlich von Jugendlichen ab 13 Jahren (Durchschnittsalter 17 Jahre), wurde im Rahmen einer Schweizer Studie erhoben, die ebenfalls beim ESC Kongress in Barcelona präsentiert wurde. Gemessen wurden bei den Jugendlichen der Blutdruck sowie verschiedene Parameter für die Gefäßfunktion. 14 Prozent der Jugendlichen waren wöchentliche Raucher, mehr als die Hälfte ihrer Eltern rauchte (28 Prozent) oder hatte geraucht (25 Prozent). Die Untersuchung zeigte einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und einer Beeinträchtigung der Gefäßfunktion. "Die Analysen bestätigen die Hypothese einer frühen Veränderung der Gefäßfunktionalität durch aktives Rauchen im Jugendalter unabhängig vom elterlichen Rauchverhalten", so Dr. Julia Dratva vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut in Basel. "Die Analyse ist limitiert durch die relative kleine Anzahl an Rauchern, während die Objektivierung des Raucherstatus mittels Serum- Cotinin die Resultate stärkt. Unsere Daten suggerieren eine langfristige Bedeutung des jugendlichen Rauchens für die Gefäßgesundheit und unterstreichen die Notwendigkeit einer frühen Prävention von Rauchen in Kindheit und Jugend."
Quelle: Pressemitteilung 2.9.2014, Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK),
www.dgk.org;
Kongresswebseite:
www.escardio.org/congresses/esc-2014/Pages/welcome.aspx?hit=homepagecongress;
ESC Abstract P5130 - Theres et al: Risk factor profile of patients with myocardial infarction: smoking in younger patients; ESC Abstract P5132 - Dratva et al.: Adolescent smoking and vascular function in the SAPALDIA youth study.
NGO-Bündnis fordert Abkehr von Glyphosat & Co
(1.9.2014) Im Vorfeld der Agrarministerkonferenz, die vom 3. Bis 5. September in Potsdam stattfand, haben 12 Nichtregierungsorganisationen in einem offenen Brief Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt aufgefordert, Menschen, Tiere und Umwelt besser vor dem umstrittenen Pestizidwirkstoff Glyphosat und anderen Pestiziden zu schützen.
"Wir fordern von den Agrarministern verbindliche Vorgaben für die Agrarumweltprogramme. Landwirte sollten nur dann durch Agrarumweltmaßnahmen gefördert werden, wenn sie auf den Einsatz von Glyphosat und anderen Pestiziden verzichten", fasst Heike Moldenhauer, Agrarexpertin beim BUND, eine der Kernforderungen der Nichtregierungsorganisationen zusammen. "Eine Förderung durch öffentliche Programme, die dem Umweltschutz dienen sollen, verträgt sich nicht mit dem Einsatz von umweltschädlichen Pestiziden", bekräftigt Bernhard Walter, Referent für Ernährungssicherheit bei Brot für die Welt. Im Zentrum der Kritik steht das aktuelle EU-Neuzulassungsverfahren für den Pestizidwirkstoff Glyphosat, dessen Genehmigung Ende 2015 ausläuft.
Das für die Risikoprüfung federführende Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vertritt die Auffassung, dass Glyphosat nicht humantoxisch sei und empfiehlt eine Neuzulassung. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) koordiniert zur Zeit ein Konsultationsverfahren zum über 4000 Seiten umfassenden Bewertungsbericht, der unter Federführung des BVL erstellt wurde. Eine Analyse des behördlichen Bewertungsberichts zeigt, dass die Entwarnung vor allem auf Studien von Unternehmen basiert, die selbst Glyphosat produzieren und daher ein hohes Eigeninteresse an positiven Ergebnissen haben. Viele Studien unabhängiger Wissenschaftler, die auf gravierende Gefahren hinweisen, wurden dagegen bei der Empfehlung durch die zuständigen deutschen Behörden nicht berücksichtigt, kritisiert Julia Sievers-Langer von der Agrar Koordination.
Die zwölf Organisationen, die sich mit ihrem Brief bereits Ende Juli an Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt gewendet haben, sind sich einig, dass ein Verbot von Glyphosat notwendig ist, um Menschen, Tiere und Umwelt zu schützen. "Es gibt genug Hinweise auf Gefahren, die im Sinne der Vorsorge ein Glyphosat-Verbot rechtfertigen. Ein Austausch von Glyphosat durch andere, ebenfalls hoch problematische Totalherbizide ist jedoch keine Lösung. Wir brauchen vielmehr eine stärkere politische Förderung des nicht-chemischen Pflanzenschutzes insgesamt", erläutert Susan Haffmans vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN). Eine Reaktion von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt auf die Forderungen der Nichtregierungsorganisationen gab es bisher nicht.
Quelle: Pressemitteilung 1.9.2014, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany);
Offener Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt vom 31.7.2014 unter:
www.pan-germany.org/download/Offener_Brief_
Minister_Schmidt_140731_final.pdf.
|
|
|